Wenn wir zur Familienmesse einladen, laden wir auch zum gemeinsamen Frühstück ins Pfarrhaus ein. Und es liegt schon einiges an Vorbereitung hinter uns.
Das Familienmesseteam trifft sich, und liest die beiden Lesungen und das Evangelium des jeweiligen Sonntags und versucht, einen Text auszuwählen, der für die Kinder und ihre heutige Lebenswelt verstädnlich ist. Anschließend versuchen wir, den ausgewählten Text für uns zu deuten und in die Sprache der Kinder zu übersetzen. Somit ist ein thematischer roter Faden für den Gottesdienst festgelegt, an dem sich alle weiteren Vorbereitungen orientieren.
Jeder nimmt seine Aufgabe mit nach Hause. Jemand formuliert den Text kindgerecht, jemand schreibt die Fürbitten und jemand besorgt und bastelt ein kleines Geschenk, das die Kinder am Ende der Messe mitnehmen können.
Am Ende, kurz vor dem Gottesdienst, wird alles zusammengetragen und ergänzt sich immer auf wunderbare Weise zu einem großen Ganzen, an dem viele mitgewirtk haben. So wird das Wort Gottes immer wieder neu lebendig.
Bei der Familienmesse am 20. Oktober ging es um die Taufe - wir treffen uns ja jeden Sonntag als Gemeinschaft der Getauften. Auch für uns ist es gut, wenn wir uns dieses getauftsein wieder einmal in Erinnerung rufen.
Das Evangelium:
Eines Tages traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Jesus, wir bitten dich, wir wollen in deiner Herrlichkeit neben dir sitzen, einer rechts und einer links. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht um was ihr bittet. Könnt ihr etwa den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist.
Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die meisten Herrscher schlecht zu ihren Untertanen sind. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will und der Erste sein will, der soll der Diener aller anderen Menschen sein. Auch ich bin nicht gekommen um mich bedienen zu lassen, sondern ich bin gekommen um den Menschen zu dienen und mein Leben für sie zu geben, damit sie erlöst werden.
Beim Fußballspielen geht es darum, möglichst viele Tore zu schießen. Zumindest mehr als die gegnerische Mannschaft. Der Trainer spielt dabei eine wichtige Rolle, denn er entscheidet, wer auf welcher Position spielt. Er wird nicht den schnellsten Läufer ins Tor stellen und nicht den Besten Tormann als Stürmer einsetzen. Der Trainer muss seine Mannschaft gut kennen, denn die Stärken jeder Spieler entscheiden über die Position auf der sie spielen. Bei uns in der Kirche würden wir nicht von Stärken, sondern von Charismen sprechen. Aber: Selbst, wenn der Trainer die Besten Spieler auf der jeweils Besten Position eingesetzt hat, und wenn er seine Spieler bestens trainiert hat, ist nicht ER es, der entscheidet, wer am Ende auf dem Siegerpodest stehen wird.
Vielleicht ist das ein kleines Bisschen mit der heutigen Geschichte aus der Bibel vergleichbar. Zwei Jünger gehen zu Jesus und wollen sich für das Reich Gottes die Podestplätze sichern. Aber diese hat nicht Jesus zu vergeben. Und allein die Frage zeigt, dass sie nicht verstanden haben, worum es im Reich Gottes geht. Deshalb erzählt er ihnen vom Herrschen und vom Dienen. „Wer in meinem Reich der Größte sein will, soll dem Anderen ein Diener sein.“
Die Frage, die wir selbst uns stellen sollen, muss also lauten: Worum geht es im Reich Gottes und wie komme ich hinein? Welche Fähigkeiten habe ich mitbekommen, und wie kann ich diese am besten für meine Mitmenschen einsetzten?
Jesus stellt aber auch die Frage nach der Taufe. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die Taufe zu werfen. Und auf eine Figur, die hier im Dom an einer ganz zentralen Stelle steht. Johannes der Täufer.
In der wirklichen biblischen Geschichte steht er nicht im Mittelpunkt. Nicht etwa im Zentrum oder gar im Tempel Jerusalems. Nein, er steht am Jordan. Und zwar genau an der Stelle, an der das Volk Israel nach der Zeit der Sklaverei, nach dem langen und beschwerlichen Weg und den vielen Entbehrungen in der Wüste die Grenze zum gelobten Land erreicht.
Johannes tauft dort, wo das Volk Israel durch das Wasser des Jordans schreitet, alles hinter sich lässt und endlich das ihm versprochene Land betritt.
In der frühen Kirche war die Taufe ein tatsächliches eintauchen des ganzen Körpers ins Wasser – symbolisch für dieses Durchscheiten des Jordans. Symbolisch auch für das Abwaschen des erlebten:
das versklavt sein hinter sich lassen, als freier Mensch wiederauftauchen.
die Entbehrungen hinter sich lassen, im Leben in Fülle wiederauftauchen
Leid, Krieg und Hungersnöte hinter sich lassen, im Frieden wiederauftauchen
Schuld hinter sich lassen, versöhnt wiederauftauchen und befreit Leben können.
Und: Wenn Jesus heute das Wort Taufe gemeinsam mit dem Kelch, den er trinken muss erwähnt, wissen wir, dass er damit sein Leiden und Sterben meint. Denn selbst das Leiden und Sterben haben wir mit der Taufe hinter uns gelassen, wir tauchen als getaufte auf im ewigen Leben. Deshalb wird bei jedem Begräbnis auch die Verbindung zur Taufe hergestellt. „Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“
Alles abwaschen beim Durchschreiten des Jordans um auf der anderen Seite - als neuer Mensch - im Reich Gottes wiederaufzutauchen. Vieles von der alten Symbolik ist verloren gegangen. Nicht zuletzt, weil die meisten von uns als Babys getauft wurden, von denen nichts abgewaschen werden musste. Aber auch wenn wir als Babys oder Kinder getauft wurden, ist uns diese große Gnade der Taufe zugesagt und zwar jeden Tag neu – du kannst alles hinter dir lassen und als neuer Mensch im Reich Gottes wiederauftauchen. Die Taufe ist ein lebenslanges Geschenk Gottes an uns.