Nach einer rund zehnstündigen Fahrt, wohlgemerkt mit ausreichenden Pausen, erreichten wir unsere Unterkünfte unweit der Portiunkula im Stadtteil Santa Maria degli Angeli. Dort waren wir aufgrund der Gruppengröße in zwei verschiedenen kleineren Hotels untergebracht.
Am zweiten Tag wartete bereits einiges an Programm auf uns. Pastoralassistentin Brigitte Scherrer hatte vorab schon umfangreiche Reiseinformationen für alle Teilnehmenden zusammengestellt. Nach einem kurzen Morgenlob ging es mit dem Bus ins Zentrum von Assisi. Wissenshungrig machten wir uns von dort aus zu Fuß auf den Weg Richtung Rocca Maggiore. Die Festung spielte eine zentrale Rolle während der Bürgeraufstände in Assisi im Mittelalter, als sie als strategischer Rückzugsort und Symbol der Macht diente. Die Festung wurde mehrfach erobert und ausgebaut, was ihre Bedeutung als Schutzburg und militärischer Stützpunkt für die Kontrolle über die Stadt unterstreicht. Zurück in der Stadt besichtigten wir die Kathedrale San Rufino, in der sowohl der Hl. Franziskus als auch die Hl. Klara getauft wurden. Obwohl die Kirche zwischenzeitlich erneuert wurde, konnten wir das originale Taufbecken der beiden Heiligen anschauen. Weiter im Zentrum, unterhalb der Piazza del Commune, sahen wir den Ort, an dem Franziskus Elternhaus einst stand. Heute befindet sich dort die Chiesa Nuova. Wir besichtigten ebenfalls die Kirche Santa Maria sopra Minerva, die einst ein römischer Tempel war.
In der Basilika Santa Chiara befand sich das Kreuz von San Damiano. Es ist circa zwei Meter hoch und wurde von einem unbekannten italienischen Meister im 11. Oder 12. Jahrhundert im byzantinischen Stil gebuat. Zwar nicht in dieser Kirche, aber vor diesem Kreuz erhielt Franziskus von Gott den Auftrag „Baue meine Kirche wieder auf“. Obwohl in Assisi selbst alles recht fußläufig war, stand uns nun ein etwas längerer Marsch nach San Damiano bevor. Bergab durch idyllische Olivenhaine erreichten wir den Berufungsort des Hl. Franziskus. Ursprünglich dachte er, dass Gott ihm die Renovierung des Kirchengebäudes auftrug, ehe er erkannte, dass eigentlich die Kirche als menschliche Gemeinschaft von Glaubenden gemeint war. An diesem Ort, der heute ein Klarissenkloster ist, verfasste der Heilige auch den Sonnengesang. Dies nahmen wir zum Anlass, um noch gemeinsam das Lied vor dem Kloster zu singen. Danach liefen wir wieder zurück hinauf in die Stadt, zur Piazza del Vescovado. Franziskus, der seinen Vater für die Renovierung von San Damiano bestohlen hatte, wurde von ebendiesem angeklagt. Der junge Franziskus lehnte ein weltliches Gericht ab und der Fall wurde vor den Bischof gebracht, der dem Angeklagten wohlgesonnen war. Die Verhandlung fand damals auf besagtem Platz statt. Auf die Bitte des Bischofs, alles, was Franziskus unrechtmäßig vom Vater entwendet haben könnte ebendiesem wieder zurückzugeben, entkleidete sich Franziskus komplett und stand nun nackt, ohne jeglichen weltlichen Besitz, da.
Am unteren Ende des Platzes traten wir in die Kirche Santa Maria Maggiore ein. Dort befindet sich nämlich auch die Ruhestätte des seligen Carlo Acutis (1991-2006). Im rechten Seitenschiff wurde sein Leichnam in einem gläsernen Sarg aufgebahrt. Der junge Italiener wurde als „Influencer Gottes“ bekannt und zeichnete sich durch die Dokumentation und Katalogisierung von eucharistischen Wundern aus. Er wirkte auch als Gemeindekatechet und verrichtete karitative Dienste. Er starb im Alter von nur 15 Jahren an Leukämie. Sichtbar wurde seine Barmherzigkeit durch die große Teilnahme Bedürftiger bei seiner Beisetzung. Die Seligsprechung fand im Oktober 2020 in Assisi statt, die Heiligsprechung wurde terminlich noch nicht festgelegt.
Abends stießen noch einige Mitglieder der Gruppe zu einer Lichterprozession bei der Basilika Santa Maria degli Angeli mit hunderten Teilnehmenden dazu.
Am Sonntag feierten wir im Garten eines unserer Hotels die Heilige Messe, an der sich einige Reisende durch das Übernehmen verschiedener Dienste beteiligten. Danach begaben wir uns mit dem Reisebus nach Montefalco. Unterwegs fuhren wir noch am Santuario Rivotorto vorbei. An diesem Ort siedelten Franziskus und die ersten Brüder. Aufgrund von Instandhaltungsarbeiten war ein Halt nicht möglich. In Montefalco besichtigten wir das Museo San Francesco. Es beherbergt eine beeindruckende Sammlung religiöser Kunstwerke, darunter Fresken des Renaissance-Malers Benozzo Gozzoli, die Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus zeigen. Anschließend hatte jeder genügend Zeit um das malerische Weindorf selbst zu erkunden. Zurück in Assisi teilte sich die Gruppe auf, einige nutzten nochmal die Zeit um die Stadt zu besichtigen, während sich ein anderer Teil zur Carceri auf machte.
Am Montag brachte uns unser Chauffeur zu einem Parkplatz in der Nähe der Stadt. Von dort aus machten wir uns wieder zu Fuß auf den Weg zur Basilika San Francesco. Die bedeutende Pilgerstätte beherbergt das Grab des Hl. Franziskus und enthält Werke von Künstlern wie Giotto und Cimabue. Während des gemütlichen Spaziergangs feierten wir noch ein Morgenlob. Kurz nach unserer Ankunft trafen wir auf eine andere Pilgergruppe aus der Pfarre Götzis. Dann ging auch schon unsere Führung mit Br. Thomas Freidel OFM Conv. los. Der Minorit erklärte uns kurzweilig zuerst die Geschichte der Kirche und ging dann auf das Interieur der Unterkirche ein. Nach halb abgelaufener Zeit vollzogen wir einen Wechsel in die Oberkirche, wo wir wiederum spannende Ausführungen zu den Freskenzyklen erhielten. Anschließend gab es noch Zeit das Grab des Hl. Franziskus zu besichtigen.
Am Nachmittag trafen wir uns bei der Basilika Santa Maria degli Angeli für unseren letzten Programmpunkt. In ihr befindet sich die schlichte Kapelle Portiunkula, wo der Franziskanerorden seinen Ursprung nahm. In der Capella del transito „Sterbekapelle“ starb Franziskus im Oktober 1226 im Kreis seiner Gefährten. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde um die Portiunkula die Basilika Santa Maria degli Angeli auf Geheiß des Papstes Pius V. erbaut.
Frühmorgens ging es am Dienstag wieder retour nach Hause. Gegen 18 Uhr erreichten wir schließlich Feldkirch.
Es waren schöne, spannende und eindrucksvolle Tage, in denen stets das Miteinander im Vordergrund stand und wir als Gemeinschaft sowohl Assisi als auch das Leben des Hl. Franziskus entdecken konnten. An dieser Stelle muss nochmals im Namen der gesamten Gruppe dem Pfarrteam - Brigitte, Fabian, Gabi und Ben ein großes Dankeschön für die Organisation der Reise ausgesprochen werden.
Pax et Bonum!